Mittwoch, 26. Oktober 2016

Camino de Santiago de Compostela

... oder wie Tale auf den Jakobsweg kam.


Da diese Geschichte recht aktuell ist, dachte ich mir, ich halte sie hier fest. Vielleicht kann jemand aus meinen Erfahrungen etwas mit nehmen oder einfach lachen.

Ich arbeite, seit ich mein FSJ abgebrochen habe, in einer Wohngruppe für traumatisierte Kinder. Mir macht die Arbeit dort Spaß, auch wenn sie manchmal anstrengend ist. Zufällig passt es ganz gut zu der Ausbildung zur SPA (Sozialpädagogischen Assistentin), die ich im September angefangen habe. Nun ereignete sich in den Ferien, dass ich Montags Dienst hatte.
Die sechs Kinder sollten am nächsten Tag nach Portugal fliegen, um pilgern zu gehen.
Einer der drei Betreuer, der mit fliegen sollte wurde nun krank und konnte nicht mehr mit. Während meiner Arbeitszeit wurden einige Überlegungen angestellt und es wurde beschlossen, dass er nachfliegen sollte. Doch nun wurde ich gefragt, ob ich nicht einspringen könnte.



Am nächsten Morgen ging es um 5.30 los zum Flughafen. Zunächst wollte ich aber noch nicht zusagen, da ich es erst mal mit meiner Mutti absprechen wollte. Es war ja Montag Nachmittag, also nicht viel Zeit sich lange Gedanken zu machen.
Es kam dazu, dass ich zusagte. Ich hatte jedoch weder Schuhe zum Wandern, noch einen geeigneten Rucksack. Auch ein Zettel zum Mitführen von Insulin musste ich noch von meinem Arzt hohlen. Irgendwie schaffte ich es gute Schuhe und einen Rucksack zu besorgen und meine Sachen zu packen.



Die Entscheidung so spontan mit zu fliegen habe ich etwas sehr über das Knie gebrochen. Ich wollte so eine Möglichkeit nicht ausschlagen. Ich sah darin eine Gelegenheit etwas zu lernen und da ich noch nie in Portugal war, auch nichts über das Land wusste und auch nicht, wie es ist mit einer Gruppe von Kindern zu vereisen, ließ ich mich darauf ein.

Das Wandern ist wirklich sehr schön und es ist selbst für einen absoluten Sportmuffel, wie mich, zu schaffen. Wir sind meistens um die 25 km gelaufen. Letztendlich haben meine Füße gar nicht so sehr weh getan und auch mein Rücken erstaunlich wenig. Ich hatte einen sehr guten Schuh- und Rucksackverkäufer!



Womit ich nicht sogut klar kam, war die Last der Verantwortung, die man Rund um die Uhr hatte. Meine Kollegen sagten mir zwar, dass ich das gut mache, aber ich wusste, dass ich das nur begrenzt aushalten würde.
Es fällt mir sehr schwer, mich um mich zu kümmern, wenn ich nach anderen sehen muss. Das ist mit Diabetes sehr gefährlich. Für mich hat es das sehr anstrengend gemacht. Nun sind es auch besondere Kinder und besondere Umstände, doch für mich hat sich herausgestellt, dass ich lieber noch etwas reifer werden möchte, ehe ich so etwas noch einmal mache.
Hinzu kommt auch, dass ich eigentlich nicht so gerne lange von zu Hause weg bin und wenn, dann doch bitte mit Morgana, Jon, Oma und Opa, Mutti oder zumindest Carlo (meinem Hund).



So kam es dazu, dass als der, für den ich anfangs eingesprungen war, nach geflogen kam, ich darum bat, nach Hause fliegen zu dürfen.
Zum Glück hatten alle Verständnis und ich bin sehr Dankbar dafür, dass es mir möglich gemacht wurde.
Ich weiß, dass ich die 10 Tage hätte durchziehen können. Ich weiß auch, dass es danach für mich Gesundheitlich Konsequenzen gehabt hätte. Es war mir wichtig, dies zu vermeiden und ich bin stolz auf mich, dass ich es so einrichten konnte.

Inzwischen kann ich mich relativ gut einschätzen und ich weiß, wo meine Grenzen liegen.
Ich bin an dieser Erfahrung sehr gewachsen und sehr dankbar dafür, dass sie mir so möglich war.

Von dem Land Portugal bin ich begeistert und ich möchte eines Tages wieder Pilgern gehen.
Die Menschen in Portugal sind meistens unglaublich nett und die Atmosphäre unter Pilgerern etwas ganz besonderes.

Ich bin jedoch froh, dass ich mich noch ein paar Tage erholen kann, ehe die Schule wieder los geht.

Bis zum nächsten Mal!

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen